Braucht Zeuthen wirklich eine neue Kita? 10. März 2015 Im Sozialausschuss am 3.März wurden durch die Gemeindeverwaltung Pläne bekannt, eine neue kommunale Kita bauen zu wollen. Anhand von zwei mündlich vorgetragenen Zahlen versuchte man den dringenden Bedarf darzustellen. Bereits in der nächsten Sitzung, so die Absicht der Verwaltungsmitarbeiter, sollte der Sozialausschuss einen Grundsatzbeschluss zum Bau bei einer neuen Kita treffen. Nicht den dritten vor den ersten Schritt machen Aus Sicht der Fraktion GRÜNE/FDP ist ein entschlossenes, aber kein überstürztes Vorgehen angebracht. Im ersten Schritt sollte zunächst aussagekräftiges Datenmaterial vorgelegt, erläutert und diskutiert werden. Während die Prognose zur Bevölkerungsentwicklung in Zeuthen vom Statistischen Landesamt (2012) hier nur wenig hilfreich ist – sie sieht einen Bevölkerungsrückgang voraus, tatsächlich wächst Zeuthen seit Jahren konstant -, müssen Zahlen zur Kitabedarfsplanung des Landkreises, aber auch Daten zur heutigen Kitaplatzzahl – und -auslastung von Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf und Wildau vorgelegt werden. Auch muss geklärt werden, wie viele Betreuungsplätze in Kitas anderer Träger bzw. bei Tagesmüttern zur Verfügung stehen und ob dort noch Ausbaureserven bestehen. Nicht unwesentlich ist eine Abschätzung, wie hoch die Nutzungsquote der durch den Rechtsanspruch garantieren Kitaplätze wirklich ist. Bei der Prognose der Kitaplatz-Bedarfszahl muss zwingend auch die Ortsentwicklung berücksichtigt werden. Werden wir in den kommenden Jahren noch großflächig neue Wohngebiete ausweisen oder Bauverdichtung zulassen? Und wie wird sich die Altersstruktur – auch in einzelnen Ortsteilen – verändern? Eine weitere Entscheidungsgrundlage sind die Kitaplatzkosten: Wieviel kostet ein Platz in einer kommunalen Kita, bei einem privaten Träger oder einer Tagesmutter für die Gemeinde? Alternativen prüfen In Zeuthen existieren zwei Kitas in kommunaler Trägerschaft (Heinrich-Heine-Straße und Miersdorf Dorfstraße 4 & 23). Daneben existieren seit 2014 30 Betreuungsplätze in der evangelischen Kita in Miersdorf. Bereits vor dessen Eröffnung stand fest, dass diese Kita nur dann dauerhaft bestehen kann, wenn sie mittelfristig mindestens 50 Plätze anbieten kann – Baupläne für eine Erweiterung liegen daher schon in der Schublade. Daneben existieren ca. 30 Betreuungsplätze für Kinder bis 3 Jahren bei Tagesmüttern. Aufgrund von Verträgen mit dem Landkreis bzw. der Gemeinde sind diese für Eltern zu gleichen Konditionen nutzbar wie Kitaplätze. Grundsätzlich wären hier durch die „Anwerbung“ neuer Tagesmütter oder –väter weitere Betreuungsplätze möglich. Allerdings ist das Klima zwischen den Tagesmüttern und der Verwaltung seit Jahren getrübt. Versuche, Probleme bei einer jährlichen Konsultation zu lösen, scheiterten weitgehend. Da die Tagesmütter der Kommune wenige Unterstützung und Untätigkeit vorwerfen, sind sie inzwischen auch nicht mehr zu Gesprächen bereit. Ein großes Problem ist hier, dass Kinder immer wieder vorfristig (vor Ablauf der vereinbarten Betreuungszeit) von den kommunalen Kitas „abgeworben“ werden („Wenn ihr Kind sofort wechseln würde, können wir Ihnen einen Platz in Ihrer Wunsch-Kita zusichern“). Dies kann abrupt das Einkommen der Tagesmütter verringern und erschwert die Planung der Neu-Aufnahme von Kindern bei den Tagesmüttern. Neue Kita im Zeuthener Winkel? Auch wenn die Pläne im Sozialausschuss von den Verwaltungsmitarbeitern dementiert wurden, gibt es das Gerücht, dass die neue Kita im Zeuthener Winkel gebaut werden könnte. Hier steht bereits auf Zeuthener Gemeindegebiet eine Kita („Pinocchio“), die aber Eichwalde gehört. Da auch Eichwalde einen hohen Kitaplatzbedarf hat, können hier derzeit keine Zeuthener Kinder untergebracht werden. Zeuthen besitzt direkt an der Ortsgrenze noch ein etwa 1950m² großes Grundstück, dass laut Flächennutzungsplan als Gemeindebedarfsfläche gekennzeichnet ist. Ob diese Fläche für eine neue Kita mit 100-120 Plätzen, so wie es von der Verwaltung als Zielgröße genannt wurde, ausreichend groß wäre, bleibt anzuzweifeln. Noch stärker in Frage zu stellen ist der Standort aber wegen der Flugrouten des BER. Es gibt wohl kaum ein Grundstück, dass in Zeuthen stärker von den landenden Flugzeugen (diese müssen zwingend im letzten Segment geradeaus anfliegen) durch Fluglärm betroffen sein wird. Auch zu bedenken ist die grundsätzliche Situation des Zeuthener Winkels. Dort leben heute in den ersten beiden realisierten Bauabschnitten schätzungsweise 350 Menschen, nach Fertigstellung des 3. und letzten Bauabschnitts werden es um die 550 Personen sein. Das entspricht etwa 5% der Zeuthener Bevölkerung. Bis heute ist der Zeuthener Winkel nicht auf offiziellen „Landweg“ mit dem Pkw erreichbar. Die Altersstruktur im Winkel ist relativ homogen (viele junge Familien). Während heute hier verhältnismäßig viele Kinder im Kita-Alter leben, wird sich diese Situation in 10 oder 15 Jahren stark verändert haben. Elternwünsche berücksichtigen Betreuungsplätze sind vor allem in Miersdorf stark nachgefragt. Sowohl die kommunale als auch die evangelische Kita sind quasi „ausgebucht“. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung im Miersdorfer Ortsteil ist dies auch nicht ganz verwunderlich. Auch wird vermutlich in Miersdorf in den kommenden Jahren der Schwerpunkt der Bautätigkeit bei Einfamilienhäusern liegen, da hier noch mehr „unternutzte“ Grundstücke existieren. Die Miersdorfer Kita hat sich vor einigen Jahren den pädagogischen Schwerpunkt „Bewegung“ gegeben – angesichts der heutigen Situation bei Kindern durchaus nachvollziehbar. Allerdings krankt das Konzept seit Jahren an räumlichen Möglichkeiten. Während bei gutem Wetter die Außenanlagen und Waldspielplätze in der Umgebung intensiv genutzt werden, muss der Bewegungsschwerpunkt bei Regen und schlechtem Winterwetter entfallen. Ursprünglich sollten zwei Gruppenräume im Untergeschoss des Gebäudes Dorfstraße 23 als Bewegungsräume genutzt werden, der große Kitaplatzbedarf verhindert dies aber nun schon seit Jahren. Eine Elterninitiative wollte dies nicht länger hinnehmen und entwickelte zusammen mit einer Architektin die Idee eines zusätzlichen Bewegungshauses. Um diesen Plan zu verwirklichen, begannen die Eltern Gelder einzuwerben und veranstalteten mehrere Sponsoren-Veranstaltungen. Mit der Aufnahme von Planungsgeldern in den Zeuthener Haushalt 2015 sahen sich die Eltern endlich dem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Die jetzt vorgelegten Pläne ignorieren die Bemühungen und Wünsche der Eltern aber zu einem großen Teil. Nach Aussagen der Verwaltung ist im Falle eines Kita-Neubaus geplant, 40 Plätze neu zu schaffen, bis zu 45 Plätze aus der Kita-Miersdorf zu „entnehmen“ und 20-40 Plätze für Kinder aus den Nachbargemeinden zur Verfügung zu stellen. In der Kita Miersdorf (Dorfstr. 23) sollten dann die beiden Gruppenräume im Untergeschoss – wie ursprünglich geplant – zu einem Bewegungsraum vereint werden. Ob dies tatsächlich möglich ist – hier müsste eine Zwischenwand eingerissen und vermutlich ein neuer Träger eingezogen werden – ließe sich aber erst durch ein Gutachten klären. Bewegungshaus könnte allen nützen An dieser Stelle sei nur kurz darauf hingewiesen, dass das Bewegungshaus andere Dimensionen und Möglichkeiten bieten würde als ein Bewegungsraum im Altbau der Kita. Auch eine separate Nutzung der Räumlichkeiten, etwa als kleine Sporthalle oder Veranstaltungsraum in den Abendstunden und am Wochenende, wäre somit ausgeschlossen.