Hochrangiger FDP-Besuch in Zeuthen

Am Mittwoch besucht der FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki Zeuthen. Herr Kubicki ist nicht nur medial sehr präsent, sondern auch vielseitig politisch engagiert – wie dieser kleine Beitrag zeigt 😉

Was
fällt Ihnen spontan zu Schleswig-Holstein ein? Sommerurlaub, Seehundaugen,
Wacken, Windrad, Wattenmeer? Genau. Aber Verbrechen? Schleswig-Holstein, das
Land zwischen den Meeren ein Sumpf der Kriminalität? Allerdings, denn allein im
letzten Jahr wurden in Schleswig-Holstein mehrere hundert Hortensien gestohlen.
Das sagt jedenfalls die offizielle Kriminalitätsstatistik des Landes. Damit
führt Schleswig-Holstein in dieser Verbrechenssparte weltweit vor den berüchtigten
Hochburgen des Bösen wie Chicago oder Mexiko-Stadt. Selbst in den Slums von Rio
werden weniger Hortensien gestohlen als zwischen Kieler Bucht und Eider.

Damit
solche Schreckensnachrichten nicht die Touristen vergraulen und die Strandkörbe
leer bleiben, möchte die Polizei des Landes den Hortensienklau nicht mehr in
die Kriminalstatistik aufnehmen. Weil, so die Begründung der Kripo, es sehr
wahrscheinlich sei, das die Pflanzen gar nicht gestohlen, sondern schlicht von
den Karniggeln (Kaninchen) gefressen wurden. Und in diesen Fällen möchte man
von einer Strafverfolgung wegen Mundraubes absehen.
Das
ist eine gute Idee. Die Kriminalitätsrate sinkt hortensienbereinigt schlagartig
in den Keller, übrig bleiben noch die wenigen Fälle von Vandalismus in
Grünkohl-Feldern und alle sind glücklich.
Nein,
so einfach geht es nicht, sagt die Opposition im Landtag. „Man kann natürlich
über Hortensien lächeln, aber damit fängt das an. Als nächstes wird
Ladendiebstahl oder Fahrraddiebstahl nicht mehr verfolgt“, entrüstet sich
FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki über die Tricksereien des
Landeskriminalamtes. Wie glücklich das Land, in dem noch die feste Stimme der
Hotel- und Hortensienbesitzer zu vernehmen ist. Denn natürlich hat Wolfgang
Kubicki Recht: das Lächeln über Hortensien gilt unter Fachleuten schon längst
als Eintrittskarte in die Unterwelt. Danach geht‘s dann lustig weiter mit
Mädchenhandel und Falschparken.
Allerdings
gibt es auch ernstzunehmende Gerüchte, das die lokale Jugend auf der verzweifelten
Suche nach Rauschmitteln die Hortensien raucht und auch inhaliert. Schon längst
gilt das  Pinneberger Baumschulgebiet mit
seinen sorgfältig getarnten Hortensienfeldern als das Goldene Dreieck des
Nordens! Nun haben Hortensien zwar gar keine Wirkung, aber wenigstens geht es
einem danach schlecht. Im Gift-Informationszentrum des Landes weiß man von rund
200 Fällen von Hortensien-Abusus zu berichten. Am schlimmsten habe es einen
Hund getroffen, der sich mehrfach übergeben musste, erinnert sich ein
Mitarbeiter.
Mal
ehrlich, möchten Sie in einem Land Urlaub machen, das so auf den Hund gekommen
ist?

Der Text stammt von Jörg Pfenningschmidt. Er ist unter dem Titel „Husum und Gomorrha“ im Buch „Hier wächst nichts“ – beim deutschen Gartenbuchpreis als beste Gartenprosa 2018
ausgezeichnet – von Jörg Pfenningschmidt und Jonas Reif zu finden.