Bei den Fakten bleiben – Ein offener Brief an Marco Wiegand

Sehr geehrter Herr Marco Wiegand, 
ich habe lange überlegt,
Ihnen zu antworten. Aber Sie können es
ja auch nicht lassen, in den sozialen Medien immer neue, fragwürdige Beiträge zu posten. 
Wie Ihnen schon Karl Uwe Fuchs dort geantwortet hat, hat die Gemeinde keine 8 Mio Euro „auf der hohen Kante“, das
Geld ist für Maßnahmen wie die Sporthallensanierung, die Grundschul- und
Kitaerweiterung, den Bau des Geh-/Radweges zum
Zeuthener Winkel, die Fortsetzung des Straßenausbauprogramm, etc. vollständig
verplant. Sie behaupten, dass die Kitagebühren gestiegen sind – stattdessen
kalkuliert die Verwaltung in diesem Jahr mit Mindereinnahmen von 177.000 Euro –
dies entspricht etwa 15% weniger Elternbeiträgen. Ja, einige Eltern werden
mehrbelastet – aber ausschließlich die Besserverdiener. 
Auch die gestern
beschlossene Erhöhung der Straßenausbaubeiträge belastet keinen Einwohner, weil
die Satzung zugleich ausgesetzt wurde. Hintergrund: Man versucht so mehr Landesmitttel
zu bekommen und zugleich die Ausgaben der Gemeinde zu senken. 
Sie behaupten, es
gebe in den erneut ausgelegten Unterlagen zur L401 eine Variante mit 6m
Ausbaubreite, bei der die Bäume erhalten würden – stattdessen ist in den
Unterlagen genau erklärt, weshalb einer derartige Variante NICHT funktioniert
(siehe
https://www.o-sp.de/lbvbrandenburg/nutzungshinweis.php?pid=39161; Unterlage 1, Seite 12a). 
Sie behaupten, dass beim
bisherigen Ausbau der L401 (Goethebogen bis Ortsgrenze Wildau) keine Bäume
verloren gegangen sind. Als ich das in Frage gestellt habe, habe Sie mich der
Lüge bezichtigt. Während der Gemeindevertretersitzung am 22.Mai 2019 hat der Bürgermeister erklärt, dass es mindestens 42
Bäume waren, die damals der Straßenerneuerung weichen mussten. Eine erstaunlich hohe Anzahl, wenn man bedenkt, dass damals
südlich der Einmündung „Westkorso“ keine Allee mehr bestand. Ich
schätze Ihr leidenschaftliches Engagement für Bäume und den Erhalt des
Ortscharakters. Aber wenn man mal über das Ziel hinausschießt, sollte man auch
die Größe haben, sich dafür zu entschuldigen. 
Die letzten Jahre haben ALLE
Gemeindevertreter (Ehrenamtler!) im Sinne der Gemeinde intensiver
zusammengearbeitet als je zuvor – so zumindest meine Einschätzung nach 14
Jahren Gemeindevertretung. Der Schuldenstand wurde deutlich gesenkt und
wichtige Vorhaben umgesetzt (oder zumindest auf den Weg gebracht). Zuletzt
kamen viele Projekte nicht voran, weil sich einfach kein Bauunternehmen mehr um
Aufträge bewarb – oder diese Mondpreise verlangten. 
Die fehlenden/nicht
fertiggestellten Tunnel sind ein Riesenproblem. Doch welches realistisches
Druckmittel hat man gegenüber dem Land oder der Bahn? Vielleicht hätten Sie,
Herr Wiegand, als Bahnmitarbeiter eine tolle Idee? Kritik ist gut und wichtig.
Aber warum tragen Sie diese in sozialen Medien und nicht während der
Gemeindevertreter-Sitzungen selbst vor? Ich hoffe sehr, dass man nach dem
Wahlsonntag wieder zu einem vernünftigen Miteinander zurückkommt.
Jonas Reif