Mit der Bahn in die Zukunft – Austausch mit Mitglied des Bahn-Aufsichtsrat

Der bahnpolitische Austausch zwischen Stefan Gelbhaar, Bundestagsabgeordneter von Bündnis90/Die Grünen und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bahn AG, und Philipp Martens, Bürgermeister der Gemeinde Zeuthen, am 6.September 2024 kam durch die Vermittlung der Zeuthener Grünen zustande. Themen, die alle Anwohner:innen und Bahnreisende interessieren, reichten von der Baustelle am Fußgängertunnel in Zeuthen, über weiter dringend benötigten Straßenunter- oder -überführungen in zwischen Eichwalde und Wildau bis hin zu den Parkmöglichkeiten für Fahrräder oder auch Schallschutz.

Martens verwies im Zusammenhang mit den jahrelangen Bauverzögerungen darauf, dass er in Gesprächen mit Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, weiterhin auf Kompensationen gedrungen hat, die zum Beispiel in einer Aufwertung des Bahnhofumfeldes liegen könnte. In der Vergangenheit ließ die Bahn wenig Bereitschaft erkennen, zum Beispiel das baufällige Schrankenwärtergebäude der Gemeinde zu überlassen.

Stefan Gelbhaar, Holger Pieplow, Nina Gänsdorfer, Holger Pieplow, Philipp Martens (v.l.n.r.)

Den Auftakt machte eine Baustellenbesichtigung am Bahnhof. Martens berichtete, dass es seit seiner Amtseinführung im März dieses Jahres einen fast monatlichen Status-Austausch mit der Bahn gibt, der bislang sehr gut funktioniert und Fortschritte erkennen lässt. Die Gemeinde geht nach wie vor davon aus, dass der Tunnel ab November wieder eine Verbindung zwischen beiden Ortsteilen ermöglicht.

Eine Lieferverzögerung der westlichen Überdachung soll daran nichts ändern. Im kommenden Juli soll dann auch endlich wieder ein Tunnel-Zugang zum Bahnsteig möglich sein. Wann das Projekt vollständig abgeschlossen sein wird – mit Aufzügen und dem wiederhergestellten Bahnsteiggebäude – ist indes noch nicht absehbar.

Nina Gänsdorfer und Holger Pieplow von der Zeuthener Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN machten in diesem Zusammenhang auf die weiterhin angespannte Situation der Fahrradstellplätze im Bahnhofsumfeld aufmerksam. Sowohl die südliche Zugangsrampe zum Bahnsteig als auch das Grundstück des Schrankenwärtergebäudes wären ideale Plätze für zusätzliche Abstellanlagen. Dem schloss sich auch Martens an. Stefan Gelbhaar verwies hier auf das aktuelle Bike&Ride-Programm der Bahn, welches hier bestens passen würde. Zudem gab er ein Tipp, wie man die Bahn bezüglich des Grundstücks argumentativ überzeugen könnte.

Am Bahnübergang im Forstweg angekommen, wurde ersichtlich, wie dringend eine niveaufreie Querung, sprich Tunnel oder Brücke, inzwischen ist: Immer wieder schloss sich die Schranke, der Rückstau reichte bis in die Landesstraße L401. Gelbhaar sieht hier das Land Brandenburg als wichtigsten Akteur, die Bahn selbst bewertet die Notwendigkeit von Tunneln und Brücken rein betriebswirtschaftlich. Wichtig sei deshalb, dass man mit einer klarer Standortlösung in Potsdam vorstellig wird, am besten mit Unterstützung der Nachbarkommunen.

Laut Philipp Martens wird inzwischen genau diese Strategie verfolgt. Das Dialogforum BER hat zusammen mit den ZEWS-Gemeinden und dem Landkreis kürzlich eine Verkehrsstudie in Auftrag gegeben, die eine optimale Lösung identifizieren wird – Ergebnisse sollen Anfang 2025 vorliegen. Diese würden dann die Grundlage für Abstimmungen mit den Nachbargemeinden bilden. Zeuthens Bürgermeister geht selbst davon aus, dass es mindestens zwei neue Querungen braucht.

Diffuser ist die Situation hinsichtlich des geplanten Ausbaus der Görlitzer Bahn. Außer einer angestrebten Höchstgeschwindigkeit von 160km/h im Bereich zwischen Grünau und Königs Wusterhausen ist bislang wenig bekannt. Ob in diesem Zusammenhang Schallschutzmaßnahmen erforderlich sind, wird sich erst mit den konkreten Planungen zeigen.

Jan Fahlbusch (Sprecher des Grünen Regionalverbandes ZEWS) und Dr. Andrea Lübke (Gemeindevertreterin und Kreistagsabgeordnete aus Eichwalde, Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis 26) wollten vom Bahnaufsichtsrat wissen, wie man als Kommune am besten weitreichende verkehrspolitische Verbesserungen angehen kann – konkret brachten sie einen zusätzlichen Regionalbahnhalt in Zeuthen oder Eichwalde ins Gespräch. Die beiden Gemeinden würden stark unter dem Fluglärm und der Zunahme des Bahnverkehrs leiden ohne selbst davon zu profitieren. Sogar direkte, schnelle Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr würden fehlen: „Die bestehende stündliche Buslinie braucht nicht nur unverhältnismäßig lange, sondern steht wie der Autoverkehr regelmäßig im Stau“,  ergänzte Jan Fahlbusch, „Wenn die Regionalbahnlinie 22 hier halten würde, gäbe es nicht nur zum BER, sondern auch nach Potsdam und zum Berliner Hauptbahnhof eine schnelle Verbindung. Der BER längst nicht nur Flughafen und größter Arbeitgeber der Region, sondern auch eine wichtige Bahn-Drehscheibe mit vielen Anschlüssen nach Berlin, in das südliche Brandenburg und nach Dresden.“

Andrea Lübcke, Stefan Gelbhaar

Um solche Projekte anzugehen, müsste man zunächst den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) ins Boot holen, erläuterte Stefan Gelbhaar: „An welchen Bahnhöfen der Regionalverkehr hält, entscheidet der VBB, nicht DB Regio.“

Abschließend gab der Bahnvorstand dem Bürgermeister und anwesenden Kommunalpolitikern noch zwei Tipps auf den Weg: Auch wenn Fachleute eigentlich wissen, wie Tunnel und Bahnhöfe aussehen, sind eindrucksvolle Visualisierungen der Ideen immer wieder Türöffner für weitere Gespräche. Außerdem lohnt es sich, Hochschulen wie die TH Wildau in Projekte einzubinden und Entwicklungsperspektiven der Kommunen aufzuzeigen. „Das müssen nicht zwangsläufig neue Wohngebiete sein.“