Zeuthens Einwohnerzahl sinkt leicht, weiter wenig Geburten

Lange Jahre schien es ein Paradox zu sein: Die Einwohnerzahl von Zeuthen stieg und stieg, die Landesprognose (LBV-Bevölkerungsvorausschätzung*) für unsere Gemeinde sagte jedoch eine Reduktion voraus. In den 10er Jahren war die Zunahme an 0-6jährigen Kinder besonders stark (siehe http://gruene-in-zes.blogspot.com/2021/05/schulerzahlen-was-die-zahlen-der.html). Dadurch kam und kommt die Gemeinde an ihre Kapazitätsgrenzen im Kita- und Schulbereich. Nach der Kita-Erweiterung wurde ein Schulneubau in freier Trägerschaft beschlossen bzw. wird derzeit vorbereitet. Auch die Kapazitäten im Oberschulbereich könnten zeitnah an die Grenzen gelangen.

Seit 2020 scheint sich aber die Prognose des Landes zu bestätigen – zumindest sind die Zeiten der Bevölkerungszunahme (vorerst) gestoppt. Während Nachbargemeinden wie Wildau und Schulzendorf stark wachsen, stagniert die Zahl in Zeuthen. Vom 31.12.2020 bis 31.12.2021 sank sie sogar um 46, von 11487 auf 11441. 

Die genauen Gründe dafür werden sich nicht genau beziffern lassen. Dennoch lässt sich im Vergleich zu Nachbargemeinden feststellen, dass die Bevölkerung Zeuthens überdurchschnittlich alt ist (jeder vierte Bewohner ist älter als 65 Jahre, Quelle: LBV), in den letzten Jahren keine neuen (großen) Baugebiete ausgewiesen wurden und der Anteil der „un(ter)genutzten“ Grundstücke deutlich kleiner geworden ist. Vor allem für Familien dürfte Zeuthen aber auch zunehmend unerschwinglich werden, wenn man auf die Entwicklung der Grundstückspreise blickt. Bei Quadratmeterpreisen von über 400Euro/m² und durchschnittlichen Grundstücksgrößen von 800m² und mehr übersteigt der Preis für das Grundstück teilweise schon deutlich den der darauf befindlichen Gebäude, teilweise sogar den für Neubauten.

Nach dem hier schon im vergangenen Jahr festgestellten Rückgang der Geburten fiel auch in 2021 die Geburtenzahl niedrig aus, wenn auch nicht ganz so drastisch niedrig. Im Vergleich zum Kalenderjahr 2016 betrug der Rückgang aber immer noch 1/3**. Die im vergangenen Jahr von mir getroffene Aussage „[…] kann in den
nächsten Jahren nur mit etwas mehr als 70 Geburten/Jahr gerechnet
werden.“ ist zumindest 2021 genau eingetroffen. 

Schlussfolgerungen

Je nach Sichtweise kann man es als durchaus positiv werten, dass die vorhandene Kitakapazität bis zum Jahr 2027 sicher ausreicht – selbst unter Annahme einer weiter hohen Kinderzuzugsrate wie zu Beginn der 2010er Jahre. Gleiches gilt für den Grundschulbereich bis Anfang der 2030er Jahre. Angesichts mehrerer Jahrgänge mit nur 3 bis 4 Zügen in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre reicht die Kapazität der Grundschule am Wald vollständig aus – eine zusätzliche kommunale Grundschule wird nicht benötigt. Dies steht in keinem Wiederspruch dazu, dass die Höchstzahl der Grundschüler erst 2023 bis 2025 erreicht wird – bis dahin bleibt es in der GSAW sehr eng. Für eine minimale Entlastung könnten (mehr) Schüler sorgen, die schon nach der 4. Klasse an ein Gymnasium wechseln, sowie Kinder, die die Zeuthener Waldorfschule besuchen – diese soll ab Schuljahresbeginn 2022/23 im Ort angesiedelt sein. Die sicherlich größte räumliche Entlastung bringt der geplante Multifunktionsbau, der 2023 fertiggestellt werden soll (ich vermute eher 2024).

Ergänzung: Einer zweizügigen Schule in freier Trägerschaft steht die Fraktion Grüne weiterhin positiv gegenüber. Die oben gemachte Aussage sollte nur verdeutlichen, dass zusätzliche kommunale Grundschulplätze bis voraussichtlich 2030 nicht benötigt werden. Ebenso setzt sich die Fraktion für die schnellstmögliche Realisierung des Multifunktionsbaus an der GSAW ein.

*Berichte der Raumbeobachtung – Bevölkerungsvorausschätzung 2017 bis 2030 bzw. 2020 bis 2030 (Landesamt für Bauen und Verkehr)

**Statistischer Bericht: Bevölkerungsentwicklung und Flächen der kreisfreien Städte,
Landkreise und Gemeinden im Land Brandenburg 2016